Unterricht

Unterricht

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Un|ter|richt ['ʊntɐrɪçt], der; -[e]s:
planmäßiges, regelmäßiges Vermitteln von Kenntnissen, Fertigkeiten durch einen Lehrenden:
ein lebendiger, langweiliger Unterricht; der Unterricht dauert von 8 bis 12 Uhr; der Unterricht fällt aus; Unterricht in Englisch geben, erteilen; den Unterricht stören, versäumen, schwänzen.
Syn.: Kolleg, Kurs, Kursus, Lehrgang, Lektion, Schule, Seminar, Stunde.
Zus.: Deutschunterricht, Gesangsunterricht, Klavierunterricht, Nachhilfeunterricht, Schauspielunterricht.

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Ụn|ter|richt 〈m. 1; Pl. selten〉
1. planmäßiges, regelmäßiges Lehren
2. planmäßiges, regelmäßiges Lernen bei einem Lehrer
● der \Unterricht beginnt um 8 Uhr und dauert bis 12 Uhr; \Unterricht erteilen, geben, haben, nehmen; den \Unterricht schwänzen 〈umg.〉, versäumen ● Englisch\Unterricht, Französisch\Unterricht geben, nehmen ● am \Unterricht teilnehmen; \Unterricht in Musik, in Kunst, in einer Fremdsprache; während des \Unterrichts [Rückbildung zu unterrichten]

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Ụn|ter|richt , der; -[e]s, -e <Pl. selten>:
planmäßige, regelmäßige Unterweisung Lernender durch eine[n] Lehrende[n]:
ein lebendiger U.;
theoretischer U.;
der U. beginnt um 8 Uhr, fällt aus;
U. [in etw.] nehmen (etw. bei einer Lehrperson lernen);
dem U. fernbleiben;
am U. teilnehmen.

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Unterricht,
 
absichtsvolle, planmäßige und regelmäßige Vermittlung von Fähigkeiten, Wissen und Können in einem bestimmten Fach (z. B. Sprachunterricht, Musikunterricht) oder einem durch ein bestimmtes Bildungsziel geprägten Fächerkanon. Unterricht ist im Sinn der Schule meist institutionalisiert und professionalisiert. Solcher Unterricht unterscheidet sich von gelegentlichen absichtsvollen Belehrungen auch dadurch, dass er außerhalb des »natürlichen« Lebenszusammenhangs stattfindet. Dies ermöglicht ein systematisches Vorgehen, birgt aber die Gefahr, dass die Bedeutsamkeit der Lerninhalte von den Lernenden selbst nicht mehr eingesehen werden kann, und dass der in vielen, scheinbar unverbundenen Einzelfächern vermittelte Wissensstoff undurchschaubar bleibt, sodass seine Wichtigkeit für das Leben der Schüler von diesen nicht erkannt werden kann. Es ist eine wichtige Aufgabe der Didaktik, hinsichtlich dieser Problematik geeignete Lösungen zu finden.
 
Das unterrichtliche Geschehen ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, zu denen Persönlichkeitsmerkmale der beteiligten Schüler und Lehrer ebenso gehören wie die durch die jeweilige schulische Umwelt vorgegebenen Lernbedingungen (z. B. Schulgebäude, besonders deren Größe, materielle Ausstattung, Schulklima, d. h. der vorherrschende Ton in einer Schule), Vorgaben des Lehrplans (Curriculum) und außerschulischer Faktoren, z. B. eine starke oder eine fehlende Bildungsmotivation im Elternhaus. Man spricht hier auch von den Bedingungsfeldern von Unterricht.
 
Nach dem Unterrichtsmodell der Berliner Schule (Paul Heimann u. a.) gibt es sechs Strukturmomente (Faktoren), die prinzipiell jeden Unterricht kennzeichnen, und zwar zwei Bedingungsfelder (auf die der Unterricht seinerseits Rückwirkungen zeitigt): die anthropogenen Voraussetzungen (Entwicklungsstand der Schüler) und der soziokulturelle Hintergrund (im Unterricht muss mit der Vorgeprägtheit der an ihm Teilnehmenden gerechnet werden) sowie vier Entscheidungsfelder: Intentionalität (Unterrichtsziele), Inhalt (Thematik), Methodik und Medien (Lehrmittel) des Unterrichts. Sowohl beim praktischen Unterrichten als auch bei der theoretischen Analyse müssen außerdem drei Prinzipien beachtet werden: Interdependenz, Variabilität und Überprüfbarkeit. Dies bedeutet, dass alle den Unterricht konstituierenden Momente als wechselseitig voneinander abhängig zu betrachten sind (Prinzip der Interdependenz), dass bei allen Planungen wegen der prinzipiellen Unvorhersehbarkeit von Schülerreaktionen mehrere Verlaufsmöglichkeiten vorzusehen sind (Prinzip der Variabilität) und dass die unterrichtliche Planungen so zu gestalten sind, dass das Maß ihrer Erfüllung in Lernerfolgskontrollen überprüft werden kann (Prinzip der Kontrolle).
 
Bei der Unterrichtsplanung und -Vorbereitung durch den Lehrer werden die Rahmenplanung, die sich auf längere Zeiträume bezieht, und die Phasenplanung unterschieden, bei der es meist um die Konzeption einer Unterrichtseinheit von mehreren Unterrichtsstunden geht. Die Unterrichtsvorbereitung umfasst außerdem Überlegungen zu den Unterrichtszielen und die Wahl der Unterrichtsmethoden für die geplante Unterrichtseinheit.
 
Die Strukturmomente und Prinzipien des Unterrichts, die zudem in einem Implikationszusammenhang mit der allgemeinen Didaktik stehen, bestimmen die Unterrichtsmethode, die Art und Weise der planmäßigen Gestaltung von Lehr-lern-Prozessen, die v. a. fünf Aspekte umschließt: 1) die Unterrichtsartikulation, d. h. die Aufgliederung des Unterrichts in eine Abfolge von Stufen oder Phasen (Einstieg, Erarbeitung, Vertiefung, Festigung, Anwendung); 2) die Verfahrensweisen (z. B. projektorientiertes Vorgehen, programmierte Instruktion); 3) die Sozialformen (z. B. differenzierter Gruppenunterricht, Partnerarbeit, Einzelunterricht, Klassenunterricht); 4) die Aktionsformen des Lehrers, z. B. Lehrervortrag, Lehrerimpuls, freies oder gebundenes (zielgerichtetes, fragendentwickelndes) Unterrichtsgespräch, Auslösung einer kommunikativen Situation; 5) den Unterrichtsstil, bei dem man lehrer- und schülerzentrierten Unterricht sowie direkte Instruktion und indirekte Unterrichtsführung unterscheidet; außerdem ist immer das Attribuierungsverhalten des Lehrers zu berücksichtigen. Unter Attribuierung wird die subjektive Ursachenzuschreibung von Schulleistungen verstanden; d. h., der Lehrer traut den Schülern oder bestimmten Schülern die Befähigung zu besseren Leistungen zu, als sie bringen, oder er erwartet nichts von ihnen, weil er ihnen mangelnde Intelligenz und Begabung oder eine ungeeignete soziokulturelle Prägung zuschreibt. Der oder die Schüler reagieren auf diese Erwartungen entsprechend (bestätigen damit die vorgefassten Meinungen), und es ergibt sich eine positive beziehungsweise eine negative Lehrer-Schüler-Interaktion.
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Didaktik · kompensatorische Erziehung · Lehrer · Lernen · Pädagogik · programmierter Unterricht · Schule
 
 
Hans Maier u. H.-J. Pfistner: Grundlagen der U.-Theorie u. U.-Praxis (31992);
 Hilbert Meyer: Leitfaden zur U.-Vorbereitung (121993);
 Hilbert Meyer: U.-Methoden, 2 Bde. (61994);
 W. Pallasch u. D. Zopf: Bausteine für den U., 2 Bde. (4-71993-96);
 M. Bönsch: Variable Lernwege. Ein Lb. der U.-Methoden (21995);
 W. H. Peterssen: Hb. U.-Planung, Grundfragen, Modelle, Stufen, Dimensionen (81998).

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Ụn|ter|richt, der; -[e]s, -e <Pl. selten>: planmäßige, regelmäßige Unterweisung Lernender durch eine[n] Lehrende[n]: theoretischer U.; ein lebendiger, langweiliger, moderner U.; programmierter U.; U. für nicht Deutsch Sprechende; U. in Deutsch; der U. beginnt um 8 Uhr, dauert von 8 bis 12 Uhr, ist beendet, fällt aus; Staatsbürgerlicher U. wird in der Bundeswehr vernachlässigt (Spiegel 45, 1977, 121); U. [in etw.] geben, erteilen (unterrichten 1 b, c); U. [in etw.] nehmen (etw. bei einer Lehrperson lernen); Zu den Aufgaben der Stadt ... gehört es, dass unsere Kinder einen ordentlichen U. bekommen, in ausreichenden und modernen Räumen (Kühn, Zeit 275); den U. stören, versäumen, schwänzen; täglich drei Stunden U. haben; dem U. fernbleiben; am U. teilnehmen; er ist im U. unaufmerksam; vom U. befreit, freigestellt werden; Eines Tages kommt die Tochter mitten aus dem U. in die Bibliothek gelaufen (Kunze, Jahre 22).

Universal-Lexikon. 2012.

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